Vortrag, Jahrestagung des AK Medizinische Geographie und der AG Räumliche Statistik, Remagen: 07.10.2010 - 09.10.2010
Abstract:
Phlebotomine Sandmücken sind kompetente Überträger (Vektoren) des Leishmania-Komplexes (Erreger der Leishmaniose). Insbesondere die viszerale Leishmaniose, bei der innere Organe befallen werden, gefährdet die Gesundheit von Mensch und Tier. Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung von Sandmücken, die ihre Körpertemperatur nicht selbst regeln können und somit direkt von den umgebenden klimatischen Verhältnissen abhängig sind. In jüngster Zeit etablierten sich bereits zwei potenzielle Überträger (Phlebotomus mascittii und P. perniciosus) in Südwest-Deutschland. Bekannte klimatische Temperaturansprüche der Gattung Phlebotomus (Jahresdurchschnitt über 10°C und wärmster Monat über 20° C) werden mittels regionaler Klimasimulationen auf künftig zu erwartende Bedingungen in Deutschland übertragen. Diese werden mit den Erreger-Anforderungen (Kältester Monat über 5° C, sowie wärmster über 20° C) überlagert, um potentiell gefährdete Regionen hinsichtlich einer Etablierung der Leishmaniose zu identifizieren. Generell ist wenig über abweichende Habitatansprüche einzelner Sandmücken-Arten bekannt. In einem zweiten Ansatz werden daher Vorkommensdaten einzelner Sandmücken-Arten mit bioklimatischen Variablen korreliert, um deren bevorzugte bioklimatische Nische statistisch zu ermitteln. Diese wird räumlich interpoliert und auf zukünftige klimatische Bedingungen übertragen. Die Überlagerung bioklimatischer Nischen einzelner Sandmücken-Arten mit den Erreger-Ansprüchen ermöglicht somit eine spezifischere Gefährdungsabschätzung. Abschließend diskutieren wir die Rolle importierter Leishmaniose positiver Hunde, die ein beträchtliches Erreger-Reservoir darstellen, sowie Einflüsse zusätzlicher Umweltfaktoren hinsichtlich einer möglichen Etablierung der Krankheit in Deutschland.