Masterarbeit
Eine Analyse funktioneller Merkmale der mitteleuropäischen Flora
Anna Hofmann (01/2023-06/2023)
Betreuer: Carl Beierkuhnlein, Anna Walentowitz
In Europa und weltweit steigen Verluste und Gefährdung von Pflanzenarten, zum Teil im Gleichschritt mit der Ausweitung von staatenübergreifenden Artenschutzabkommen und artspezifischen Managementmaßnahmen. In den letzten Jahren haben mehrere innereuropäische Studien gezeigt, dass verschiedene funktionelle Pflanzeneigenschaften das Aussterberisiko sowie die Gefährdung von Arten maßgeblich beeinflussen. Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, ob funktionelle Merkmale eine Rolle bei der Gefährdung von Arten innerhalb der Farn- und Blütenpflanzenarten Deutschlands spielen. Zu diesem Zweck wurden anhand von zwei funktionellen Pflanzeneigenschaften 2.089 („Blühdauer“) und 2.174 („Wuchshöhe“) nach den Rote Liste Kategorien Deutschlands klassifizierte Arten analysiert. Die Informationen zu den Merkmalen der Arten stammten von der internationalen Datenbank TRY (Kattge et al. 2020). Es wurden hoch signifikante Zusammenhänge zwischen beiden funktionellen Merkmalen und der Gefährdungseinteilung festgestellt. Der Vergleich mit den Arten der Kategorien Ungefährdet und Vorwarnliste zeigt, dass stark gefährdete und vom Aussterben bedrohte Arten kleiner sind und eine kürzere Blühdauer aufweisen. Zwischen den getesteten Merkmalen und den Gefährdungsklassen besteht ein signifikant negativer Trend, demzufolge das Aussterberisiko mit abnehmender Wuchshöhe beziehungsweise Blühdauer steigt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es nicht zufällige, auf den funktionellen Pflanzeneigenschaften „Blühdauer“ und „Wuchshöhe“ basierende Prozesse gibt, die die Gefährdung der Pflanzenarten in den Rote Liste Kategorien beeinflussen. Vor allem kleinere und kürzer blühende Arten sind konkurrenzschwächer und können Umweltveränderungen weniger gut kompensieren. Da insbesondere stark gefährdete und vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten mehrere gefährdungsfördernde Eigenschaften aufweisen können, sollte zukünftig die Berücksichtigung von funktionellen Pflanzenmerkmalen in Kombination mit anderen Gefährdungsbeurteilungen im Natur- und Artenschutz sowie in der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 verankert werden.